Fontainebleau im März 2024

Text.:Bernhard Grall, Bilder: Thomas Jekel  

Klettern Anfang März? Da liegt doch noch Schnee. Wäre zum Skifahren viel geeigneter. Thomas überredet uns aber zu einer Kletterwoche. So fliegen wir (Thomas, Hannes und Bernhard) am 2.3.2024 nach Paris. Weiter geht es am Abend bei strömendem Regen nach Fontainebleau. Oder genauer gesagt nach La Chapelle La Reine. Auch wenn am nächsten Tag der Himmel wolkenverhangen und alles nass ist, bieten die folgenden Tage großteils recht gutes Wetter, nur in der Früh ist es oft noch ziemlich kühl. Insgesamt kommen wir an sechs Tagen wie geplant zum Klettern.

Dabei waren wir vor allem in folgenden Gebieten: 91.1, Franchard Isatis, Canche aux Merciers, Gorge aux Chats, Franchard Cuisiniere, Diplodocus. Die waren von unserem Ausgangspunkt mit dem Mietauto in 10–20 Minuten zu erreichen. Pro Gebiet gibt es etwa 100–500 Boulder. Es gäbe natürlich noch viele weitere Gebiete.

Meist kletterten wir Circuits , eine Besonderheit in Fontainebleau. Dabei sind 20–70 Boulder entlang einer Strecke in einer Farbe mit aufsteigenden Nummern markiert. Die Farbe von Lila bis Weiß gibt den Schwierigkeitsbereich an. Ein bisschen wie Mehrseillängenklettern, nur halt für Boulderer.

Wie der Ablauf beim Klettern eines Circuits ausschaut? Zuerst in der App schauen, wo der nächste Boulder sein könnte. Dann die Karte mit der Realität abgleichen. Rucksack geschultert, Crashpad und Abstreifmatte in die Hand nehmen und sich auf die Suche nach den farbigen Pfeilen machen. Ist die richtige Zahl gefunden, wird alles wieder hingeworfen. Bevors losgeht, ein schneller Blick – was könnte hier gefordert sein und wie kommt man da wieder runter? Dann Kletterschuhe vom Sand befreien und los: Hoher Schritt, keine guten Griffe, aufstehen, auf kleine Tritte vertrauen, zur Kante schnappen, hochstützen, und schon vorbei. Und weiter. Auch wenn die einzelnen Boulder nicht anstrengend scheinen: Am Abend ist man trotzdem müde.

Eine Reise nach Frankreich ist nicht vollständig, ohne einige kulturelle und kulinarische Highlights erlebt zu haben. Frisches Baguette und köstlicher Käse gehören natürlich dazu. In jedem Ort gibt es mindestens eine Boulangerie und Patisserie. In unserem Quartier ein Frühstückstisch, an dem man drei Tage essen könnte. Die Gastfreundschaft ist unübertroffen, mit einem Gastgeber, der nach über 20 Jahren Erfahrung jede Frage und sicherlich noch einige mehr beantworten kann – und das oft sogar in ausgezeichnetem Englisch.

Kleine Städtchen mit ihren engen, verkehrsberuhigten Gassen, gesäumt von alten Steinhäusern, beeindrucken uns. Hier herrscht meist eine angenehme Ruhe, da viele der Häuser nur als Zweitwohnsitze dienen, vor allem im Sommer. Man trifft auf alte Kirchen und malerische Flüsschen, gesäumt von charmanten Mühlen.

Und schließlich, am Tag der Abreise, erleben wir noch das urbane Flair von Paris mit seinem geschäftigen Treiben und der Hektik im Louvre.

Zum Schluss noch ein paar Impressionen von einem typischen Klettertag:

Morgenfrost, Frühlingssonne, Wolkenberge, sanfter Wind. Weite Felder, einzelne blühende Bäume, dann Wald, gerade Straßen, sandige Parkplätze, Schranken – nichts zu sehen, trotzdem nur wenige Schritte zu Blockmeeren im Föhrenwald. Wohin der Blick schweift: verwitterter Fels, Sandwannen, Baumstämme und grünes Moos. Stille, obwohl die Autobahn nicht weit ist. Gruppen von Boulderern und Stapel von Crashpads, dann wieder Einsamkeit. Platten, Überhänge, Platten, Kanten, Platten, Lochwände, Platten, Risse, Platten, Kaminspalten, Platten. Felsen wie auf eine Ebene ausgestreut. Felsen auf sanften Hängen, weiten Kuppen.

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