Beim Aufstieg überholten wir zahlreiche Seilschaften mit Bergführern. Nachdem der Schnee schon wieder sehr weich geworden war, ließen wir die anschließende Liskamm-Überschreitung aus, bei der man ein paar Kilometer auf ausgesetzten Wechtengraten gehen muss. Stattdessen mühten wir uns bei Sommerhitze im weichen Schnee über die weiten Gletscherkessel unter der Liskamm-Südflanke hinüber zur Gnifetti-Hütte. Diese riesige Hütte mit 280 Schlafplätzen war nicht viel besser als die Ayas-Hütte. Abendessen in Kleinportionen auf Wegwerfgeschirr gegen Essensbons und nur bei Vorauszahlung. Auf die Frage nach einem Wetterbericht präsentierte uns der Wirt stolz auf seinem Computer, dass es Temperatur-, Wind- und Niederschlagsdaten automatisch in allen möglichen Grafiken darstellen kann. Dass uns eine Prognose für den nächsten Tag mehr geholfen hätte, dürfte er hingegen nicht verstanden haben. Er sprach hauptsächlich italienisch, wir nicht...

In der Früh liegt dichter Nebel über den Gipfeln. Trotzdem brechen alle auf und stapfen den ersten Gletscherhang hinauf - Kolonnenverkehr. Wir scheren aber relativ bald aus der Kolonne aus und steigen über den Nordwesthang auf die Pyramide Vincent (4215m), gegenwärtig der einzige nebelfreie Gipfel. Kurz nach dem Ausscheren wäre ich am liebsten gleich wieder in den Trampelpfad zurückgekehrt. Der Harschdeckel brach ein und darunter nur Sumpfschnee. Und das schon um 7 Uhr früh! Zum Glück wurde es höher oben besser. Nicht nur der Schnee, auch das Wetter. Und so stiegen wir nacheinander dann auf das Balmenhorn, 4167m, (netter, kurzer Klettersteig zur riesigen Christus-Statue), den Corno Nero (4321m) mit kurzer steiler Eisflanke, die Ludwigshöhe (4341m), die Parrotspitze (4432m) über einen längeren schmalen Firngrat, die Zumsteinspitze (4563m) und zuletzt auf die Signalkuppe (4554m) mit der höchsten Hütte der Alpen, der Capanna Margherita.