Kaffee und Kuchen

Paul Böhm, derzeit noch jüngstes BG-Mitglied, berichtet über die Erfüllung eines lange gehegten Klettertraums. Kaffee und Kuchen lassen sich nicht nur in den zahlreichen guten Konditoreien des Salzkammergutes finden, sondern in einer 29. Seillängentour am Traunstein hoch über dem Traunsee.

 

Langes Wochenende, super Wetter und drei Freunde haben Zeit. Was will man mehr? Ein Ziel wäre vielleicht nicht schlecht. Dieses stand noch nicht fest und stand auch noch nicht fest, als wir schon im Auto Richtung Westen saßen. Von Dachstein über Hochkönig und Gesäuse stand so ziemlich alles im Raum. In diesem Chaos versuchte ich verzweifelt jemanden zu der Route „Kaffee und Kuchen“ in der Traunstein SW-Wand  zu überreden, da ich fürchtete, dass dieses Wochenende die letzte Chance für dieses Jahr sein könnte.

In Österreich gibt es wohl eine Menge Routen, die länger und schwerer als die Kaffee und Kuchen sind. Und trotzdem wurde diese Route für mich zu einem kleinen El Capitan, der mich Jahrelang als Wunschtraum und Motivator begleitete. Irgendwie kam die Tour einfach in meinen Kopf und nistete sich dort ein, noch bevor ich im Klettergarten einen 7er hinauf kam. Irgendwann purzelte dann doch ein 7er und die Kaffee und Kuchen wurde für mich zu einer dauerhaften Trainingsmotivation und zu einer neuen Maßeinheit. Die Sonnenuhrwand misst dann z.B. ein Viertel K&K.
Nach etlichen viertel und halben K&K´s fühlte ich mich diesen Frühling langsam fit genug für eine ganze K&K. Doch  der wirklich zermürbende Teil sollte erst kommen. An jedem Termin, den ich mit meiner Kletterpartnerin anvisierte, war das Wetter schlecht. Und wenn das Wetter gut war, hatte keiner Zeit. So verging der August, der September und fast der ganze Oktober und ich fürchtete schon um die Route, als besagtes Wochenende kam und ich auf dem Weg ins Gesäuse (auf dieses Ziel hatten wir uns letztlich geeinigt) tatsächlich David für die Route gewinnen konnte.

30. Oktober 2022, Traumwetter, David und ich stehen am Einstieg. David ist richtig fit und kannte die Route schon, was sehr angenehm war. Die ersten Längen bis zum Flaschenhals hängten wir zusammen, dann kamen 100 knackige Meter und dann wieder leichtes Gelände. Ruckzuck hatten wir die halbe Route hinter uns, die schwerere hälfte stand uns jedoch noch bevor. Der Fels wird nach oben hin immer besser und die Kletterei ist wirklich schön und abwechslungsreich. Die Absicherung ist gut, die Bewertung passt und so kletterten wir flüssig dahin, bis wir plötzlich vor der Schlüsselstelle standen. So viele Fotos hatte ich von der Seillänge angeschaut, dass es sich fast anfühlte, als ob ich schon ein mal hier gewesen wäre. Jetzt hieß es Kräfte mobilisieren und zupacken. Gesagt getan! „Kaum zu glauben! In einer Stunde sind wir oben“ Schoss es mir durch den Kopf. Die letzen Längen sind zwar nicht geschenkt, aber wirklich schön. Kurz nach 13 Uhr standen wir in den Latschen und ich konnte es kaum fassen, dass wir schon oben waren.
Ein super Tag, an dem alles gut lief und für mich ein kleiner Traum in Erfüllung ging.

Zur Tour:
1.095 Klettermeter,
29 Seillängen,
Schwierigkeit 7+ UIAA
Erstbegehung Eric Horwarth und Toni Neudorfer, 15.6.2008

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über dem Traunsee, Seillänge 24
apfelkuchen

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Thomas

    Gratulation an Paul … ganz feine Sache!

  2. Matthias Hutter

    Ja, und schon um 13 Uhr am Ausstieg. Hut ab!

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