Neuer Zimmerweg
eine Neuauflage des ältesten Durchstiegs
in der hinteren Stadelwand (Schneeberg)
Topo - zur
Schnellansicht
Topo mit Zu- und Abstieg -
2seitiges pdf zum Ausdrucken
100 Jahre Zimmerweg -
ein bisschen alpine Geschichte
Gschichteln vom
Zimmerweg - aus der Zeit seiner Sanierung
Rudis Hakenparade -
eine kleine Studie der vorgefundenen Normalhaken
Zwischen dem Stadelwandkessel und der Richterkante lag ein alter
Kletterweg viele Jahre lang im Tiefschlaf : der "Zimmerweg". Wenige
kannten ihn, noch weniger ließen sich auf das grasig-brüchige
Abenteuer einer Begehung ein.
Gleich vorweg: "Nix Pläsier", keine vorgefertigte
Instant-Genussroute (nach dem Motto "einsteigen-umrühren-fertig").
Genießen kann hier nur, wer mit dem alpinen Ambiente umgehen kann -
mit brüchigem Gestein, Grasschrofen, Steinschlaggefahr.
Unsere Sanierung ist ein Wiederbelebungsversuch an der
ältesten Route in der hinteren Stadelwand. Dem Zeitgeist
entsprechend haben wir zwar mit zahlreichen Organspenden aus den
umliegenden Wandbereichen den Felsanteil gesteigert, im Gesamten
bleibt der so entstandenen "Neue Zimmerweg" dennoch etwas
ruppig.
Charakter
Die Tour besticht durch den Einblick in die traumhafte
Felslandschaft des Stadelwandkessels, und durch die Möglichkeit, in
diesem Wandteil bei relativ homogener, moderater Schwierigkeit
durchzukommen. Hinsichtlich Verlauf und Felsqualität herrscht stark
alpiner Charakter vor, es gibt nicht allzu viel wirklich kompakten
Fels, leicht splittrige bis brüchige Konsistenz ist die Regel.
Gras, Schrofen und Schutt werden durch die neue Linie zwar
möglichst vermieden, dominieren aber im Zustieg. Es herrscht
Steinschlaggefahr, vor allem im Bereich des schrägen Kamins - die
Anweisungen im Topo beachten, und auch selbst mitdenken!
Absicherung, Schwierigkeit
Absicherung mit Bohrhaken (Bühler und Schwerlastanker), fixen
Sanduhrschlingen und einigen selbst zu legenden Baumschlingen. Die
Schwierigkeit liegt relativ homogen um 4+, nur in der ersten
Seillänge bei 5. Die eher kurze "Moderne Variante" erreicht
6-.
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Blau: Neuer Zimmerweg, Standplätze
und Zustieg.
Die Gratformation in Bildmitte ist die Richterkante.
Gelb: Einstieg zur "Plattensymphonie"
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Der Zustieg (ca. 70min.)
Ausgangspunkt ist der Stadelwand-Parkplatz im Höllental, 1.7km
taleinwärts von Kaiserbrunn, auf ca. 550m Höhe. Auf ansteigendem
Waldweg geht man nordöstlich in den Stadelwandgraben. Die "vordere
Stadelwand" bleibt links liegen. Mehrmals berührt man von links
herabreichende Schuttzungen, bleibt aber solange auf dem spärlich
mit gelben Punkten markierten Waldweg, bis man links auf der
Schutthalde eine große Bauminsel sieht. Diese wird auf einem
abzweigenden Steig über Schutt erreicht. Der Steig gewinnt
innerhalb der Bauminsel weiter an Höhe, führt dann wieder über
Schutt und löst sich weitgehend auf. Den Wandfuß im Auge behaltend
weitersteigen, bis man sich etwa 80-100m weit vom oberen Rand der
letzten Bauminsel entfernt hat. Dort gibt es eine kleine, in den
Wandfuß eingeschnittene Bucht, von der eine verschneidungsähnliche
Rinne emporzieht. Hier, bei der roten Aufschrift "NZW" beginnt der
eigentliche Zustieg, ca. 80m über brüchige Schrofen und Schutt bis
zum Einstieg am Fuß einer Plattenwand, siehe Topo. Bis dorthin geht
man am besten in aller Vorsicht seilfrei (mit Bergschuhen),
Seilsicherung wäre von zweifelhaftem Nutzen und würde die
Steinschlaggefahr erhöhen. Wem das Probleme bereitet, dem raten wir
von dieser Route dringend ab!
Der Abstieg (ca. 90min.)
ist zunächst einmal ein Aufstieg, und zwar über ca. 150m durch
steilen lichten Schrofenwald. Vom Ausstiegs-Baum 15m grasig
aufwärts, links um eine felsige Ecke (nahe dem
Richterkanten-Ausstieg). Nun erst gerade über Grasschrofen hinauf,
dann rechtshaltend auf einem Steiglein, und zuletzt wieder links
aufwärts zur "Märchenwiese", auf der auch der Stadelwandgrat endet.
Von der kleinen Forsthütte führt ein Steig in Serpentinen abwärts
zum Stadelwandsattel (spärlich gelbe Punkte, zuletzt lange
Horizontalstrecke). Nun auf das große Schuttfeld im
Stadelwandgraben und bis zu ca. 900m Höhe darauf abfahren, wonach
man den Aufstiegsweg trifft, den man bis zum Parkplatz
verfolgt.
Material
50m-Seil, Helme (!!), 10 Expressschlingen, lange Bandschlingen für
dicke Bäume. Es gibt zwar fixe Sanduhrschlingen, eventuell aber ein
paar in Reserve mitnehmen. Klemmkeile sind kaum einsetzbar.
Dank
Die Bühlerhaken samt Kleber wurden vom ÖGV spendiert.
Bilder
von der Erstbegehung (Rudi Melchart und Christian Faltin am
3.9.2005):
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