Die "Richterkante" in der Stadelwand (Schneeberg)
 
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Wandfoto
 

Die hintere Stadelwand ist ein Geheimtip für nebelige Herbsttage. Wenn selbst die Hohe Wand in feuchtem Grau versinkt, bestehen hier noch gute Chancen auf Sonne, und die südseitige Ausrichtung sorgt oft für wohltemperierten Fels. Ähnliches gilt fürs Frühjahr. Wenn nach der Tour auch noch der Weichtalwirt offenhält, was will man mehr? Für Unkundige: ausserhalb der Saison wird dies fallweise auf einer Tafel am "Stadelwandparkplatz" bekannt gegeben.

Zustieg

Dieser Parkplatz liegt im Höllental, von Kaiserbrunn 1,7km taleinwärts, auf ca. 550m Höhe. Auf ansteigendem Waldweg geht man nordöstlich in den Stadelwandgraben. Die "vordere Stadelwand" bleibt links liegen. Mehrmals berührt man von links herabreichende Schuttzungen, bleibt aber auf dem mit spärlichen gelben Punkten markierten Waldweg. Dieser wird bald deutlich besser, wechselt bei ca. 920m von der Grabensohle nach rechts auf einen steilen, waldigen Rücken, und führt auf diesem in mehreren ca. 100m weit ausladenden Serpentinen höher. Nach der 3. Linkskehre folgt eine besonders lange Querung zu einer scharfen Rechtskehre (fallweise Steinmann, ca. 1080m). Hier verläßt man den Weg auf einer Steigspur, die den steilen Hochwald in Richtung Stadelwand quert. Nun über das Schuttfeld zum gegenüberliegenden Schrofensockel, vor dem eine einzelne hohe Fichte steht. Etwa 15m oberhalb dieser Fichte bemerkt man in den Schrofen Reste toter Bäume und dahinter eine felsige Ecke, der man sich von rechts nähert. Nach links um diese Ecke herum querend gelangt man nach wenigen Metern in eine kleine, plattige Bucht, über der sich die Richterkante steil auftürmt. Hier befindet sich der Einstieg bei einem Ringbohrhaken, mit "R.K." rot angeschrieben, direkt in der Fallinie des untersten, recht auffälligen Kantenabschnittes (etwa 80 min).
(Etwa 15m weiter rechts oben befindet sich der Einstieg zur neuen Route "Bruderherz 6+", mit Bühler ohne Ring).

Die Einstiege der Richterkante (rot, mit Variante) und der Route "Bruderherz" (blau).

Die Route

wurde 1929 von K. H. Richter & Gef. erstbegangen und 1958 von R. Reidinger & R. Schmidt durch einen "Direkten Einstieg" verbessert (= Seillänge 1 und 2 im Topo). Diese Kombination wird hier als "Originalweg" beschrieben. Im Herbst 2002 wurde die Route von Rudi Melchart & Christian Faltin (Bergsteigergruppe) mit Bühlerhaken saniert, samt einigen teils neu erkundeten Varianten sowie dem "Direkten Ausstieg" (I. Gruber & R. Reidinger, 1975) . Die Absicherung ist nun besser, als jene des viel bekannteren "Richterweges", weiter unten / links in der Stadelwand. Dennoch hat die Tour einen deutlich alpinen Charakter. Vor der Sanierung fanden wir im Steigbuch zuletzt nur noch 3 Eintragungen pro Jahr vor, was uns beim Zustand der Route nicht wunderte. Wir hoffen, daß sich in Zukunft wieder mehr Alpinisten, und Leute, die es werden wollen, hierher wagen. Der Kleber und der Löwenanteil der Haken wurde vom ÖGV spendiert, 12 Haken stammen von Ewald Putz bzw. dem Wirt vom Weichtalhaus - wir danken!

Schwierigkeit

Originalweg: 4+ ist obligat (mit Hakenhilfe in der 2. und 9. Seillänge). Frei geklettert ist an 2 Stellen mit 5+ zu rechnen. Varianten (im Topo strichliert / kursiv gedruckt): frei geklettert ist der "Direkte Ausstieg" sehr zäh (6), die anderen Varianten sind nett - besonders der "Kegelige Turm" in der 4. Seillänge (5, fast ohne Grünzeug).

Der Abstieg

ist zunächst einmal ein Aufstieg, und zwar über ca. 150m durch steilen lichten Schrofenwald. Man hält sich vom Ausstiegsbaum erst aufwärts, dann halb rechts, und erreicht so in erdiger, unwegsamer Kraxlerei die "Märchenwiese", auf der auch der Stadelwandgrat endet. Von der kleinen Forsthütte führt ein Steig in Serpentinen abwärts zum Stadelwandsattel (spärlich gelbe Punkte). Nun auf das große Schuttfeld im Stadelwandgraben und bis zu ca. 900m Höhe darauf abfahren, wonach man den Aufstiegsweg trifft (etwa 90 min bis zum Parkplatz).

Material

50m-Seil, Helme (!), 8-9 Expressschlingen, lange Bandschlingen für dicke Bäume (Standplätze, Zwischensicherungen), ev. Klemmkeile (mit denen man hier nur selten Glück hat).

Literatur


Stand 1.12.2002. Beschreibung, Topo und Sanierung nach bestem Wissen und Gewissen. Bergsteiger handeln auf eigene Verantwortung. Jede Haftung wird abgelehnt.
Text: Christian Faltin 2002
Update 12.6.06  Christian Faltin